„Du bist zu klein“, „sei nicht so laut“, „sei nicht so wild“, „spiel bitte leise“, „das macht man nicht“ oder „das musst du dir verdienen“. Vielen von uns ist es wahrscheinlich schon passiert, wir haben kleine Satzbausteine in unserer Sprache benutzt, die eine große Wirkung auf das Verhalten und Denken von Kindern haben können. Ob nun bewusst oder unterbewusst bei Kindern, wir Erwachsenen sollten uns über eine mögliche Auswirkung bewusst sein. Einigen Menschen kommen die obigen Satzteile vielleicht auch aus eigener Kindheit bekannt vor. Auch hier können diese Spuren hinterlassen haben, die sich bis in die heutige Wortwahl verfolgen lassen. Wörter prägen uns.
Um einen Stein zu zertrümmern, braucht man einen Hammer, um eine kostbare Vase zu zerbrechen, genügt eine flüchtige Bewegung und um das Herz eines Menschen zu treffen, genügt oft ein einziges Wort.
Eugen Drewermann
Dieses Zitat macht deutlich, welch‘ große Macht die Sprache hat. Im konstruktiven wie destruktiven Sinne. Mit achtsamer Kommunikation kann es gelingen, Sprache und Wortwahl mit positivem Effekt zu verwenden. Viele kleine gehörte Sätze ergeben in Summe einen inneren Rückschluss, „so bin ich also & so ist die Welt“. Warum & wieso Du mit deinen Worten einen Unterschied machen kannst, verrate wir dir hier.
Sprache verbindet uns. Sie ist wie ein Netzwerk rund um den Globus. Dabei umgibt sie uns täglich und lässt uns miteinander in einen verbalen Austausch gehen. In der Linguistik, der Sprachwissenschaft, gibt es eine Theorie zur Wirkung von Sprache, die im Zusammenhang mit der linguistischen Relativität steht. Die linguistische Relativitätstheorie setzt sich mit Veränderungen von Denken und Wirklichkeit, in Bezug auf Sprachen und Sprachentwicklung auseinander. In der „Sapir-Whorf-Hypothese“ wurde sich genauer mit der Vielseitigkeit und Wirkung von Sprache auseinandergesetzt. Sie besagt, dass unsere Sprache unsere Gedanken und unsere Wahrnehmung der Welt beeinflusst.
Sprache wirkt sich also einfach gesagt auf unser Denken aus. Wir können somit gezielte Wirkungen bei unserem Gegenüber erzeugen. Diese Erkenntnis sollten wir uns bewusst machen. Egal wie beabsichtigt oder nicht, ein ausgesprochener Satz lässt sich nicht zurücknehmen und wird vom Gesprächspartner gehört. Dabei ist verstehen nicht gleich verstanden werden. Die eigene Interpretation vermischt sich mit dem Gehörten und die Botschaft kann unterschiedlich entschlüsselt werden.
Sprache hat demzufolge einen Einfluss auf unsere Gedankenwelt. Richten wir den Blick nun auf die Kinder, die mit Fantasie entdecken, toben und spielen. Was macht Sprache mit ihrem Denken? Glaubenssätze sind innere, gedankliche Strukturen, die uns eine Orientierung geben, wie wir uns am besten zu verhalten hätten. Sie können uns wie ein Motor zum Erreichen unserer Ziele und Wünsche dienen, gleichzeitig enorm in unseren Entwicklungsmöglichkeiten begrenzen.
Häufig sind wir uns in jungen Jahren der Existenz von Glaubenssätzen nicht bewusst und können diese nicht aktiv verändern/auflösen. Auch wir Erwachsenen vergessen im dynamischen Alltagsgeschehen mal diesen Mechanismus und benutzen unsere Sprache gegenüber Kindern unbedacht. Wie schnell ein Glaubenssatz entstehen kann, zeigen diese Beispiele:
Natürlich kann man die Aussagen auch anders interpretieren, sie zeigen so jedoch, wie ohne große Mühe Glaubenssätze bei Kindern entstehen können. Sie beeinflussen dann das Verhalten und die Wahrnehmung. Kinder sind in ihrer Entwicklung bestrebt, alle zufrieden zu stellen und durch „richtiges“ Verhalten Liebe und Anerkennung zu erfahren. Unterstützen wir sie also dabei, positive Affirmationen (einfache, klare Sätze/Bilder) und Glaubenssätze zu entwickeln und ihre innere Stärke zu fördern. Über unsere Sprache können wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten.
Mit Liebe zu kommunizieren ist die größte Meisterschaft.
YogiTea
Eine Sprache des Herzens, so wird achtsame Kommunikation auch genannt. In dieser herzlichen und respektvollen Art, sich zu begegnen und miteinander zu sprechen, kann man gewaltfrei und wertschätzend kommunizieren. Gleichzeitig zählt aktives, einfühlsames Zuhören dazu. In der achtsamen Kommunikation wird der Fokus auf die eigenen Worte gelegt, wie drücke ich mich eigentlich aus oder wie kann ich mich ausdrücken. Nach Dr. Marshall B. Rosenberg wird betrachtet, welche Worte in der Kommunikation Mauern errichten oder Fenster öffnen. Kenntnisse und Erfahrungen aus der Achtsamkeitspraxis, etwa nach Jon Kabat-Zinn oder Thich Nhat Hanh, können unterstützend sein und die Beobachtungshaltung und Sensibilität während einer Kommunikation bereichern. Dabei kommunizieren wir nicht nur verbal, sondern auch nonverbal. Körpersprache unterstreicht die gesagten Worte.
Den ersten Schritt können wir machen, in dem wir „einen Raum“ zwischen Reiz und Reaktion wahrnehmen und uns darüber bewusst werden, dass wir eine Wahl-Möglichkeit haben, wie wir reagieren wollen. Konkret: Wir haben eine Wahl, unsere Worte und damit die Sprache auszuwählen, mit der wir Botschaften übermitteln möchten. Und somit einen Einfluss, welche Wirkung bei dem anderen erzeugt werden kann. Bitte verfalle jetzt nicht in akute Selbstoptimierung, niemand erwartet von Dir, dass Du von heute auf morgen vollendet achtsam kommunizieren musst. Lass den Gedanken in Dir ankommen und entdecke den Weg zu einer achtsameren Kommunikation. Mach einen kleinen ersten Schritt.
Wörter haben eine große Kraft, Emotionen und Gedanken in uns hervorzurufen. Oder eben Glaubenssätze entstehen zu lassen. Wir sollten daher beginnen, diese bedachter auszuwählen. Bei dem Satz „Das ist gar nicht schlecht“ zum Beispiel, liegt der Fokus auf dem Wort schlecht, obwohl wir etwas Positives ausdrücken möchten. Würde man ihn einfach bewusster formulieren und sagen: „Das finde ich gut“, läge der Fokus auf dem Wort gut. Klingt schon anders oder?! Fühl Dich hiermit angeregt, Dein Kommunikationsstil und Deine Wortwahl in den kommenden Unterhaltungen zu beobachten. Möglicherweise kannst Du den einen oder anderen Satz schon ohne große Anstrengung positiv und wertschätzender formulieren. Probier’s aus!
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