Familienleben
vom 06.05.2025
Muttertag einmal anders gedacht: Care-Arbeit und Mental-Load
Muttertag einmal anders gedacht: Care-Arbeit und Mental-Load Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Mai werden Frauen mit Kindern am Muttertag ein bisschen gefeiert – und das seit mehr als 100 Jahren. Ein Tag, der all das würdigt, was Frauen für ihre Familien – und damit für die Gesellschaft – leisten. Wir laden dich und euch ein, etwas über diesen Feiertag nachzudenken: Du erfährst, wie der Muttertag entstand, welche ursprüngliche Intention dahintersteckte und wie er heute wahrgenommen wird. Wir werfen einen Blick darauf, welch wichtigen Beitrag Frauen in der Familie leisten – und wie dieser besser wahrgenommen und anerkannt werden kann. Außerdem findest du Anregungen, wie ihr den Muttertag gemeinsam als Moment der Reflexion nutzen könnt. Am Ende geben wir dir einige Tipps, wie du als Mutter – über den Muttertag hinaus – gut für dich selbst sorgen kannst: Als Schöpferin des Muttertags gilt die Amerikanerin Anna Marie Jarvis : 1907 initiierte sie, unterstützt von Verbänden der Frauenbewegung , eine Kampagne für einen offiziellen Feiertag zu Ehren der Mütter – inspiriert von ihrer eigenen Mutter, die sich zeitlebens für das Wohl von Frauen eingesetzt hatte. Jahrelang kämpfte Jarvis für einen Tag, der allen Müttern Anerkennung für ihre unermüdliche und oft unbeachtete Arbeit in der Familie zollt. Es war der Beginn einer Bewegung, die Müttern schließlich weltweit Wertschätzung verschaffen sollte. 1914 wurde Jarvis Vision Wirklichkeit: Der zweite Sonntag im Mai erhielt in den USA den Status eines nationalen Feiertags. Der Gedanke verbreitete sich rasch weltweit und fand in vielen Ländern Anklang – so wurde 1923 auch in Deutschland erstmals Muttertag gefeiert. Doch was als Tag der Wertschätzung begann, entwickelte sich zunehmend zu einem kommerziellen Ereignis – sehr zum Missfallen von Anna Jarvis. Sie lehnte es entschieden ab, dass der Muttertag von der Blumen- und Grußkartenindustrie vermarktet wurde, und kämpfte vehement gegen diese Entwicklung . Sie setzte sich sogar dafür ein, den Feiertag in seiner kommerzialisierten Form wieder abzuschaffen, was ihr jedoch nicht gelang. Auch heute noch gibt es Kritik an der Kommerzialisierung des Muttertags und seiner Reduzierung auf Blumen und Pralinen – denn das wird den Leistungen, die Frauen in ihren Familien erbringen, nicht gerecht. Auch wird bemängelt, dass der Feiertag im veralteten Rollenklischee steckenbleibt und die Frau auf das Bild der Mutter, die sich um Kinder und Haushalt kümmert, reduziert ist. Denn das entspricht längst nicht mehr der Realität vieler Frauen. Zudem hat sich das Familienleben gewandelt und Väter bringen sich zunehmend ein. Ist damit alles fein – oder hat der Muttertag trotzdem noch seine Berechtigung? Lass uns der Frage im Folgenden nachgehen. Schauen wir uns zunächst an, wie die Familienarbeit zwischen Frauen und Männern aufgeteilt ist. Dein Einsatz verdient Anerkennung Der Einsatz von Frauen für die Familie ist also unbestritten. Kehren wir daher zur ursprünglichen Vision von Anna Jarvis zurück: Wie steht es um die Wertschätzung der Arbeit von Müttern? Dazu ein kleiner Selbsttest: Wie viel Care-Arbeit und Mental Load trägst du? Nimm zwei Blatt Papier und notiere über mehrere Tage hinweg detailliert alles zu den besprochenen Bereichen: Meine Tätigkeiten Meine Planung, Gedanken, Organisation Notiere all die kleinen und großen Aufgaben , die du übernimmst, und mache dir deinen Beitrag bewusst. Du wirst erstaunt sein, wie viel zusammenkommt! Tag für Tag hältst du das Familienleben am Laufen, sorgst, planst und kümmerst dich um die Bedürfnisse der anderen. Das ist eine enorme Leistung von dir – und du machst das großartig! 💛 Das Problem mit der Wertschätzung ist: Die praktische und mentale Arbeit, die Frauen erbringen, wird oft als selbstverständlich angesehen – und sie wird selten in ihrer Gesamtheit wahrgenommen. Außerdem: Da niemand Gedankenlesen kann, bleibt auch ihr Mental Load unsichtbar. Vielleicht ist daher der Muttertag der richtige Moment, um hierzu mit deiner Familie in ein wertvolles Gespräch zu kommen. Er bietet die Gelegenheit, diese Themen sichtbar zu machen, indem ihr sie liebevoll und offen ansprecht: unter euch Eltern oder auch, je nach Alter, im Familienrat zusammen mit den Kindern. Die finden es nämlich oft spannend, schon früh in solche Gespräche eingebunden zu werden. Vielleicht helfen euch dabei Haushaltslisten , die ihr online findet und gemeinsam ausfüllen könnt, um Aufgaben neu zu sortieren und gerecht zu verteilen. Wenn es später um die praktische Umsetzung geht, ist es wichtig, deinen Familienmitgliedern Raum zu lassen, die Aufgaben, die sie übernehmen, auf ihre eigene Weise zu erledigen – auch wenn es vielleicht nicht ganz deinen Vorstellungen entspricht. Kritik oder „Nachbesserungen“ können schnell Frustration hervorrufen oder das Engagement mindern. Sei stattdessen großzügig und zeige deine Wertschätzung für die getane Arbeit – so wie du es dir selber auch wünschen würdest. Auch bei der Planung des Alltags könnt ihr gemeinsam überlegen, wie ihr mehr Verantwortung teilen könnt. Das ist nicht immer einfach, da tief verwurzelte Rollenbilder oft unbewusst mitspielen. Doch je offener ihr darüber sprecht, desto eher gelingt es, eine faire Aufteilung zu finden. Zwischen Kinderlachen, To-do-Listen und Alltagsaufgaben bleibt oft wenig Zeit für dich selbst. Aber du bist nicht nur für andere da – auch du selbst brauchst Fürsorge. Wenn du immer nur funktionierst, kann das auf Dauer zu einer Belastung werden. Der Muttertag bietet eine gute Gelegenheit, innezuhalten und darüber nachzudenken, wie du gut für dich selbst sorgen kannst: Der Muttertag kann weit mehr sein als ein Tag der Blumen und Geschenke – er kann ein Moment des Innehaltens sein, um deine Rolle, deine Leistungen und deine Bedürfnisse bewusster wahrzunehmen. Ganz im Sinne von Anna Jarvis’ ursprünglicher Vision geht es dabei um echte Wertschätzung und ein gerechteres Miteinander in der Familienarbeit. Vielleicht ist also der Muttertag eine wunderbare Gelegenheit, mit deiner Familie ins Gespräch zu kommen, Aufgaben neu zu ordnen und anschließend gemeinsam einen schönen Tag miteinander zu verbringen. Indem ihr euch gegenseitig bewusst Anerkennung schenkt, stärkt ihr nicht nur ein respektvolles Miteinander, sondern auch eure Beziehung und das gegenseitige Verständnis.