Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Jedes Bundesland handhabt es mit dem Einschulungsdatum anders. Woran erkennst Du, ob Dein Kind schulfähig ist oder ob es noch ein Jahr länger in den Kindergarten gehen sollte?
In vielen EU Ländern ist ein Einschulen 5-Jähriger die Normalität. Ist das wirklich klug? Kinder benötigen doch mehr als mathematisches Verständnis und kognitive Fähigkeiten. Bevor Kinder die Schule besuchen, sollten sie über ein gesundes, gefestigtes Selbstwertgefühl, soziale, altersgerechte Kompetenz und eine gute Frustrationstoleranz verfügen. Ein gutes Sozialverhalten ist nötig, um mit den Mitschülern und Lehrkräften harmonisch lernen und gegebenenfalls Konflikte lösen zu können.
Bei uns in Schleswig-Holstein werden Kinder zum Einschulungstest geladen, wenn das Kind bis zum 30. Juni (Stichtag-Regelung) des laufenden Kalenderjahres sechs Jahre alt geworden ist. Für Kinder, die erst im Frühjahr Geburtstag gefeiert haben, ist dies wirklich frühzeitig. Oftmals sind die Kinder zarter, kleiner und benötigen noch mehr Zeit in ihrer Entwicklung bis zur Einschulung.
Wenn Du meinst, Deinem Kind würde ein weiteres Kindergartenjahr in seiner Entwicklung gut tun, kannst Du Dich mit Eurem Kinderarzt und Eurem Erzieher beraten. Du erhältst von der Grundschule eine Einladung. Diese Einladung solltest Du auch wahrnehmen und ganz klar Deine möglichen Bedenken aussprechen und in diesem Zuge um eine Rückstellung der Einschulung bitten. Gleiches gilt bei der Schuleignungsuntersuchung.
Das kommende Kindergartenjahr schenkt dem Kind die Möglichkeit, in aller Ruhe zu reifen. Eltern und Kindergartenerzieher können das Kind darin unterstützen, sich auf die Schule, in seinem individuellen Tempo, vorzubereiten.
Kinder, die zu frühzeitig eingeschult werden, sind im Unterricht schnell gefrustet. Dies kann sich wie ein roter Faden durch viele Schuljahre ziehen. Die Freude am Lernen geht verloren, bevor sie überhaupt richtig entdeckt werden konnte. Zudem bleiben zu früh eingeschulte Kinder häufiger sitzen. Möglicherweise waren sie zur Einschulung noch nicht schulfähig.
Natürlich gibt es Kinder, deren letztes Kindergartenjahr sich zäh wie Kaugummi zieht. Kinder, die sich im Kindergarten langweilen und nicht mehr wirklich Neues hinzulernen. Ein vorzeitiges Einschulen sollte dennoch gründlich abgewogen werden. Ist Dein Nachwuchs emotional gefestigt und verfügt über ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein? Nicht zuletzt solltest Du sicherlich auch Dein Kind fragen, was es sich wünscht.
Wahrscheinlich wird Dein Kind in der Schulklasse stets der oder die Jüngste sein, vielleicht auch das kleinste Kind. Das kann Schwierigkeiten bereiten, muss es aber nicht. Wenn Du nur den geringsten Zweifel hegst, nimm von der vorzeitigen Einschulung Abstand.
Bei Schuleignungsuntersuchungen werden verschiedene körperliche wie geistige Eigenschaften untersucht. Du darfst bei der Schuluntersuchung selbstverständlich anwesend sein. Gib Acht, dass Du Dich während der Untersuchung zurückhälst und Dein Kind nicht beeinflusst. Nur so kann der Kinderarzt feststellen, ob Dein Kind schulfähig ist.
Grob- und Feinmotorik werden geprüft, soziale Kompetenz, Motivation und Ausdauer sowie die Konzentration. Gleichwohl wird getestet, wie es um das mathematische Verständnis und das Sprachbewusstsein bestellt ist. Diese Schuluntersuchung kann zwischen einer halben Stunde bis hin zu einer Stunde in Anspruch nehmen. Der prüfende Arzt kann entscheiden, dass eine Einschulung erst im Folgejahr stattfindet, sollte das Kind noch nicht voll schulfähig sein. Bitte empfindet das nicht als Niederlage. Du und auch Dein Kind, ihr habt nichts verkehrt gemacht. Eltern machen sich nach so einem Ergebnis häufig Gedanken, ob sie ihr Kind in seiner Entwicklung nicht genügend unterstützt oder ob sie anderweitig etwas versäumt haben. Dem ist nicht so.
Stärken und Schwächen sind unterschiedlich verteilt und jeder hat sein eigenes Tempo. Kinder sind vielfältig und das ist wunderbar. Bei einigen Kindern staunt man über ihren enormen Wortschatz, die nächsten können bereits vor der Einschulung im Hunderter-Bereich rechnen. Andere Mädchen und Jungen träumen gern oder benötigen etwas länger, um motorische Meilensteine wie das Fahrradfahren oder Schwimmen zu erlernen und brauchen bei einigen Dingen mehrere Anläufe.
Selbstverständlich ist es lobenswert, wenn Du Dein Kind in seiner Entwicklung unterstützen möchtest, doch achte darauf, dass Du es nicht überforderst. Scheitert ein Kind mehrfach an einer Aufgabe, können schnell Traurigkeit und Selbstzweifel entstehen. Das Wichtigste ist doch für ein Kind im Kindergarten- und Grundschulalter, Kind sein zu dürfen – ganz ohne Druck und Erwartungshaltung.
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