Sauberkeitserziehung – das klingt völlig spaßfrei, nach Drill und hat sich, Gott sei Dank, völlig überholt. Es sollte sich wohl nun endlich herumgesprochen haben, dass du das Trockenwerden deines Kindes kaum bis gar nicht beeinflussen kannst. Liebevolle Hilfestellung kannst du leisten, aber ganz nach dem Tempo deines Kindes. Wie das aussehen kann?
Leider, leider übertrumpfen sich allerlei Eltern nur zu gerne mit den frisch erworbenen Fähigkeiten ihrer Kinder. Sitzen, Krabbeln, Stehen, Laufen und das Trockenwerden – „Wie, dein Kind trägt noch Windeln? Unsere Tochter ist schon seit einem halben Jahr trocken!“ Können wir Erwachsenen alles gleich gut? Haben wir Großen allesamt das gleiche Tempo, die gleichen Stärken? Nein, selbstverständlich nicht! Warum dann dieses Vergleichen bei Kindern?
Wir möchten an dieser Stelle deutlich sagen/schreiben, dass es völlig in Ordnung ist, ein „Spätzünder“ beim Trockenwerden zu sein. Ab einem Alter von ca. 2,3 Jahren entwickelt sich ein Kind soweit, dass das Gehirn Druck in der Harnblase wahrnehmen kann, bei einigen Kindern geschieht dies auch später. Heißt: Die körperlichen Begebenheiten sind gegeben, heißt aber auch: Dies muss noch lange nicht bedeuten, dass dein Kind in seiner Entwicklung bereit dafür ist, aufs Töpfchen zu gehen.
Keine Lust mehr, das Kind zu wickeln?
Ja, man ist es irgendwann leid, all die Windeln, all das Säubern, die Kosten für Windeln, das Waschen der Stoffwindeln, die ganzen Wickelutensilien, die man mitschleppt, wenn man das Haus verlässt. Das ist mehr als verständlich. Doch es gibt keinen Trick 17, den du anwenden kannst, um das Trockenwerden deines Kindes aktiv zu forcieren. Was du allerdings tun kannst, ist dein Kind beim Trockenwerden liebevoll zu begleiten und sanft und aufmerksam auf seine Bedürfnisse zu achten.
Die Töpfchenzeit rückt langsam näher, wenn dein Kind dich beobachtet, was du bei deinem Toilettengang machst. Irgendwann kommt auch der Zeitpunkt, an dem dein Kind sich äußert, dass es Pipi gemacht hat oder Pipi machen muss. Größere Geschwister können manchmal ein Anreiz sein, dass das Kleinkind es einmal selber versuchen möchte, aufs Töpfchen zu gehen.
Es gibt nichts, was es nicht gibt – auch auf dem Töpfchenmarkt. Wichtig allein ist nur, dass dein Kind sich auf dem Töpfchen wohlfühlt, nichts unangenehm drückt oder schnürt. Achte darauf, dass das Töpfchen schadstoffgeprüft, standfest und ergonomisch geformt ist. Einige Kinder bevorzugen von Beginn an die Toilette. Für diesen Fall kannst du ein Treppchen zur Verfügung stellen und/oder einen Toillettensitz-Verkleinerer. Was du sicherlich nicht benötigst (und dein Kind schon gar nicht) ist ein Töpfchen, das Musik abspielt, wenn etwas darin landet, einen riesigen Thron oder einen Töpfchen-Training Download aus dem Netz. Wir finden, je weniger Bohei du ums Trockenwerden machst, umso natürlicher wird sich alles fügen.
Im Sommer oder wenn es bei dir eh immer mollig warm Zuhause ist, kannst du deinen Schatz auch ganz ohne Windel unterwegs sein lassen. So ist das Hinsetzen aufs Töpfchen viel unkomplizierter und dein Kind hat kein bekanntes Windelgefühl und ist somit vielleicht ein wenig aufmerksamer. Häufig zeigt das Im Kind ein typisches Verhalten, wenn es muss. Das kann ein bestimmter Gesichtsausdruck sein, einige Kinder ziehen sich zurück, wenn sie auf Toilette müssen, andere werden zappelig. Beobachtest du so ein Verhalten bei deinem Kind, kannst du ihm das Töpfchen anbieten. Bitte mach dich aber davon frei, dein Kind non stop im Auge zu behalten und pausenlos zu fragen: „Musst du mal?“ So nimmst du deinem Kind die Möglichkeit, selbstständig zu entdecken, ob es Zeit ist, das Töpfchen zu benutzen oder nicht.
Verständlich, wenn wir als Eltern vor Freude ein wenig aus dem Häuschen sind, wenn die ersten Geschäfte im Töpfchen landen. Es ist auch völlig in Ordnung, dem Kind ein positives Feedback zu geben. Doch halte dich bitte mit Belohnungen oder ausufernden Freudenbekundungen zurück.
Versprichst du Belohnungen, zum Beispiel für einen Toilettengang mit Pipi machen, setzt dies dein Kind unnötig unter Druck. Und dein Kind muss selbstverständlich auch verstehen, dass es in Zukunft nicht für jedes verrichtete Geschäft vor Freude hüpfende Eltern oder tolle Kleinigkeiten gibt.
Gar nicht so selten haben kleine Klo-Anfänger einfach Angst, ihr Geschäft auf der Toilette zu verrichten. Das kann die Angst vor dem Fallen in die Toilette sein oder aber auch ein beunruhigendes Unverständnis, warum etwas aus dem Körper herauskommt, um dann fortgespült zu werden. Wenn deinem Kind die Toilette unheimlich ist, bitte, bitte zwing es nicht, sich auf die Toilette zu setzen. Im schlimmsten Fall hält dein Kind den Stuhlgang dann an und leidet dadurch nach einiger Zeit an Verstopfung.
Auch ein Toilettengang unterwegs kann Kindern Angst bereiten. Bei anderer Beleuchtung, Gerüchen, lauten Lüftungen und beengenden Verhältnissen, kann es für ein kleines Kind schwer sein, sich zu lösen. Bitte sei immer verständnisvoll und schimpfe nicht, dies verschlimmert die Situation nur noch. Und geht tatsächlich mal etwas daneben ist das sicherlich nicht schön, aber die Welt geht gewiss nicht davon unter.
Es lief doch so gut! Sorge dich nicht, wenn dein Kind plötzlich wieder beginnt nachts in die Hose zu machen oder beim Spielen, das Spielen vorzieht und den Moment auf Toilette zu gehen verpasst. Das gehört dazu. Wenn sich im Alltag deines Kindes etwas verändert, zum Beispiel ein Umzug stattfindet oder ein Geschwisterchen hinzukommt, kann das für Unruhe sorgen und zu „Malheuren“ führen. Alles gut, das wird sich auch wieder geben. Übrigens: Im medizinischen Bereich sollte ein Kind glatte 6 Monate trocken sein, bis man vom Trockensein spricht.
Hält das Einnässen an oder ist dein Kind mit 5 Jahren noch nicht windelfrei, gilt es eventuell die Ursachen abzuklären. Steht dein Kind aus irgendeinem Grund unter Stress? Leidet es unter dem Einnässen? Wird es deswegen von anderen gehänselt? Stecken organische Ursachen dahinter?Auch hier gilt unbedingt – vermittle deinem Kind, dass es sich nicht schämen muss. Lege keine Ungeduld an den Tag und mache dir bewusst, dass gut 20% aller Kinder in dem Alter noch Probleme haben, ihren Urin nachts zu halten.
Zusammenfassend kann man also sagen, dass dein Kind am besten seine Bedürfnisse und Fähigkeiten kennt und du als Elternteil dein Kind beim Trockenwerden nur liebevoll begleiten, aber nicht beeinflussen kannst. Irgendwann sind die Windeln passé, versprochen.
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